Montag, 24. Juni 2013

Effektive Kommunikation: Anderen Menschen in ihrem Modell der Welt begegnen!

Letztens hatte ich ein Training und nach drei Tagen fragte ich vor einem bemalten Flipchart stehend die Teilnehmer: "Was war das Wichtigste in diesen drei Tagen für Sie?". Ein Teilnehmer sah mich verwirrt an und meinte: "Ich verstehe Ihre Frage nicht?". Zum Glück erinnerte ich mich, dass wir Menschen Informationen hauptsächlich mit unseren Sinneskanälen verarbeiten:

  • Sehen (60% der Menschen)
  • Hören (30% der Menschen)
  • Fühlen (10% der Menschen)
Dabei dominiert meistens einer der Sinneskanäle. Ich erinnerte mich, dass dieser Teilnehmer ein Kinästhet war und änderte meine Wörter: "Wenn Sie in die letzten drei Tage hineinfühlen, welches Thema das größte Gewicht für Sie hatte und Sie müssten ein Thema herausgreifen, um es Ihren Kollegen mit zu geben, welches Thema wäre das?". Daraufhin sprudelte er sofort los und ich konnte die Ergebnisse einsammeln.
Oft geschieht es, dass innere Stimmen Dinge sagen wie "der ist einfach zu dumm, um zu verstehen, was ich meine" oder "jetzt habe ich mir drei Tage Mühe gegeben und der nimmt nichts mit". Wir verurteilen uns oder andere, wenn die Kommunikation nicht gelingt.
Indem wir akzeptieren, dass jeder Mensch sein eigenes Universum in sich trägt, können wir versuchen, mehr über dieses Universum zu lernen und unsere Kommunikation dem Universum des Gegenübers anzupassen. Oder wie es ein Satz aus meiner Ausbildung sagt: Kontakt heißt, anderen Menschen in ihren Modell der Welt zu begegnen.


Donnerstag, 6. Juni 2013

Das magische Dreieck: Projektmanagement beim Wochenendeinkauf


Das magische Dreieck im Projektmanagement hat die drei Ecken Sachziel (Qualität), Kostenziel und Terminziel. Nehmen wir an, Sie wollen einen Wochenendeinkauf durchführen. An dem Wochenende findet zusätzlich zu einem normalen Wochenende ein Filet-Grillabend für 8 Personen statt. Sie haben für den Einkauf ein Budget von 250€ und wollen nicht mehr als 2 Stunden Zeit für den Einkauf aufwenden.
Sachziel: Wochenendeinkauf für die Familie und zusätzlich Zutaten für einen Filet-Grillabend mit 8 Personen einkaufen.
Terminziel: Der Einkauf soll am Freitag Abend von 17-19 Uhr stattfinden.
Kostenziel: Der Einkauf darf nicht mehr als 250€ kosten.
Solange Sie genügend Puffer in Ihren Zielen haben, ist der Einkauf kein Problem. Doch die meisten Projekte haben wenig bis keinen Puffer. Dann ist es gut zu wissen, welches dieser drei Ziele das Wichtigste ist.
Falls das Terminziel das wichtigste Ziel ist, würden Sie in einen großen Supermarkt fahren, um möglichst in zwei Stunden alles eingekauft zu haben. Es ist dann nicht so schlimm, wenn der Einkauf 270€ kostet oder Sie kein Filet erhalten. Hauptsache der Einkauf ist in der Zeit von 17-19 Uhr erledigt.
Falls das Kostenziel das wichtigste Ziel ist, würden Sie im Vorfeld Sonderangebote recherchieren und in mehrere Geschäfte fahren, um möglichst günstig einzukaufen. Es ist dann nicht so schlimm, wenn Sie von 16-20 Uhr für den Einkauf benötigen und zur Not würden Sie auf das Filet verzichten.
Falls das Sachziel das wichtigste Ziel ist, würden Sie möglicherweise Bio-Filet in einer Metzgerei kaufen und im Anschluss einen Supermarkt aufsuchen. Sie würden es in Kauf nehmen, wenn Sie für den Einkauf von 17-19.30 Uhr benötigen und 270€ ausgeben.

Leider haben viele Projekte völlig unrealistische Ziele in der Art: „Kaufen Sie in 20 Minuten den Wochenendeinkauf sowie die Zutaten für einen Filet-Grillabend für 8 Personen ein und geben Sie maximal 50€ aus“. Dann spricht man von einem Death-March Project.

Klären Sie, welche Ecke des magischen Dreiecks in Ihrem Projekt die wichtigste ist, um die richtigen Entscheidungen treffen zu können.

Sonntag, 2. Juni 2013

Kasperltheater für die Aktionäre?

Heute habe ich in der "Welt" folgenden Artikel gelesen Hauptversammlung: "Kasperltheater" für die Aktionäre. Der Text stimmt mich sehr nachdenklich und ich stelle mir die Fragen:
  • Was ist da los?
  • Was müsste man ändern, um kein "Kasperltheater" mehr spielen zu müssen?
Immer häufiger treffe ich auf Menschen -auch und gerade auf Führungskräfte-, die entweder bewusst aus dem "typischen Berufsleben" aussteigen oder über den Weg des "burn out" unbewusst aussteigen. Aus eigener Erfahrung oder der Lektüre des Buchs "Wie ein Vogel im Aquarium. Aus dem Leben eines Managers" von Daniel Goeudevert weiß ich, dass Führungskräfte oft getrieben sind von Ihren Terminplänen und Verpflichtungen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass einer der Vorstände aus dem oben genannten Artikel wirklich Lust auf "Kasperltheater" hat. Alleine die Tatsache, dass jede Antwort auf Fragen von Aktionären durch Rechtsanwälte und Berater geprüft und vorgegeben wird, zeigt wieviel Angst im Raum ist. Und bei den Aktionären wird sich nach der Hauptversammlung ein Gefühl der Ohnmacht breit machen. Was ist da los? Was müsste man ändern?
Das Erste ist meines Erachtens, das "nicht wissen" einzugestehen. Jeder Kapitän eines der großen Containerschiffer erhält einen Lotsen an Bord, wenn er den Hamburger Hafen anlaufen möchte. Für die Dauer der Ein- und Ausfahrt hat der Kapitän bezüglich der Navigation nicht mehr viel zu sagen. Gibt es in dieser Zeit einen Schaden, trägt der Lotse die Verantwortung. Wie wäre es, wenn ein Vorstand die Aussage macht "Unser Unternehmen ist in eine schwierige Situation geraten. Ich kenne mich hier nicht mehr aus und habe für die Durststrecke einen erfahrenen Lotsen an Bord genommen". Und wie wäre es, wenn der Lotse für grobe Fehler die Verantwortung übernimmt? Dann gäbe es zumindest keine Diskussion mehr, ob ein Beraterhonorar von mehr als 3.000€ am Tag gerechtfertigt ist.
Weiterhin glaube ich, dass wir einen anderen Umgang mit Fehlern brauchen. Ein Geschäftsführer oder Vorstand muss die Zukunft vorausahnen und Entscheidungen bezüglich der Zukunft treffen können. Sind die Entscheidungen geschäftlich korrekt, sprechen wir von einem "Visionär". Sind sie falsch von einer "Niete im Nadelstreifen". Manchmal liegen "Visionär" und "Niete" nur einen Millimeter nebeneinander. Wenn man die Biografie von Steve Jobs gelesen hat, erhält man eine Ahnung, dass es auch ganz anders hätte ausgehen können. Die Frage, welche ich mir als Aktionär stellen muss ist demnach: Traue ich meinem Vorstand zu, die für die Zukunft des Unternehmens relevanten Entscheidungen treffen zu können? Und zudem die Frage: Was brauche ich, um dieses Vertrauen in meinen Vorstand zu haben? Wenn ich als Aktionär die erste Frage mit nein beantworte, sollte ich versuchen, einen anderen Vorstand zu erhalten. Habe ich dazu nicht die notwendigen Mittel, sollte ich meine Aktien verkaufen, auch wenn das Verlust bedeutet. Wiedersprüche beim Notar sind für einen Aktionär absolut kontraproduktiv, weil Sie Geld und Management des Unternehmens binden.
Was als wirkliches Übel bleibt sind zwei Dinge:
  1. Vorstände, die nur ihr eigenes Wohl im Sinn haben und gegen die Firmeninteressen arbeiten.
  2. Kleinaktionäre, die ihre Rechtsgrundlage zum eigenen Vorteil für kostspielige Vergleiche ausnutzen oder durch Klagen das Unternehmen behindern.
Eine Lösung habe ich für beides nicht parat, wahrscheinlich lassen sich die Vorstände durch ein ehrliches Gespräch und Lobbyarbeit unter den Aktionären noch am ehesten ersetzen. Einem Kleinaktionär, der seine Rechtsposition ausnutzt ist wohl am schwierigsten bei zu kommen. Ist das der Grund fürs "Kasperltheater"? 

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