Stephen R. Covey schrieb eine Geschichte bei der zwei
Holzfäller ununterbrochen Bäume sägen und sich keine Zeit nehmen, die Säge zu
schärfen. Weil sie so viel zu arbeiten haben und die Säge nicht schärfen, wird
die Arbeit immer anstrengender und ineffizienter.
Übertragen auf die Arbeitswelt kann ich diese Situation oft
beobachten. Durch die Rationalisierungen der letzten Jahrzehnte sind die
Angestellten mit Arbeit überhäuft und schaffen kaum noch ihr Tagespensum. Sie
haben nicht die Zeit (und nehmen sich auch keine Zeit), neue Methoden und
Technologien auszuprobieren und zu lernen.
Dabei sind die neuen Lean-Management Methoden und die
Cloud-Computing Techniken in Verbindung mit Smartphones und Tablets eine
Weiterentwicklung wie etwa die Motorsäge gegenüber der Handsäge.
Wie schärfen Sie Ihre eigene Säge?
Manchmal erlebe ich es, dass Mitarbeiter gar nicht mehr
wissen, wie sie lernen. Wenn sie nach mehreren Jahren permanenten Arbeitsdrucks
die Aufgabe bekommen, eine neue Methode oder Technik zu untersuchen und zu
bewerten, sehe ich ratlose Gesichter in denen die stumme Frage „Wie mache ich
das?“ geschrieben steht.
Meiner Meinung nach zählt für viele Unternehmen in Zukunft
nicht mehr, wie effizient sie arbeiten, sondern wir gut und schnell ihre
Mitarbeiter lernen und neue Möglichkeiten ins Geschäftsleben integrieren. Heute
spricht man von disruptiven Geschäftsmodellen, wenn ein Newcomer eine ganze
Branche umkrempelt. Ein gutes Beispiel sind die Entwickler der App myTaxi, die
sehr wahrscheinlich vielen Taxizentralen den Garaus machen werden.
Doch was ist daran disruptiv? Jede Taxizentrale hätte eine
entsprechende App entwerfen und programmieren lassen können. Doch sie haben
sich nicht mit den neuen technischen Möglichkeiten befasst. Und jetzt ist es
fast zu spät, um noch gegen MyTaxi zu konkurrieren. So werden etablierte
Unternehmen, die sich keine Zeit zum Lernen nehmen, von den schnelleren
Unternehmen vom Markt verdrängt.
Die Amerikaner nennen unproduktive Zeit, die nicht der
eigentlichen Arbeit dient, Slack-Zeit. Zeit nachzudenken, Prioritäten zu setzen
oder etwas Neues auszuprobieren. Moderne Unternehmen „verordnen“ ihren
Mitarbeiter diese Slack-Zeit.
Bekannt ist auch das Eisenhower-Prinzip, welches Aktivitäten
in wichtig bzw. dringend einteilt. Im Tagesgeschäft sind die meisten Menschen
auf der Dringend-Achse in den Quadranten I und III unterwegs. Wenn es uns
allerdings nicht gelingt, heute Zeit für die wichtigen aber (noch) nicht
dringenden Aufgaben frei zu halten (Quadrant II), werden diese morgen zu wichtigen und
dringenden Aufgaben oder sogar zu disruptiven Geschäftsmodellen.
Schärfen Sie deshalb von Zeit zu Zeit Ihre Säge und wenn Sie
Führungskraft sind, sorgen Sie dafür, dass auch Ihre Mitarbeiter hin und wieder
ihre Säge schärfen.
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