Als ich vor kurzem meinen Anschlusszug verpasst habe, stand
eine junge Frau neben mir am Service-Point und hat sich bitterlich darüber
beschwert, dass sie nicht mehr rechtzeitig ins Internat kommen würde. Das
Internat würde um 22 Uhr verschlossen. Mir kam sofort der Gedanke: Mangelndes Risiko-Management.
Die Frau hat das Risiko einen Anschlusszug zu verpassen in
ihrer Reiseplanung nicht berücksichtigt. Um garantiert um 22 Uhr im Internat zu
sein, hätte sie einen Zeitpuffer einplanen und eine frühere Zugverbindung
nehmen müssen.
Die Situation erinnert mich an Situationen in Projekten, in
denen auch Risiken ignoriert oder halbherzig berücksichtigt werden. Oft ist den
Beteiligten nicht klar, was ein Risiko ist und was die Ursache für ein Risiko
ist. Am Beispiel der Bahnreise würde ich das Risiko „Anschlusszug verpasst“ managen
und nicht die Risiken „Strecke ist überlastet“ oder „Zugführer ist krank“. Wenn
die Strecke überlastet ist, führt dieses dazu, dass das Risiko „Anschlusszug
verpasst“ eintritt. Damit ist „Strecke ist überlastet“ die Ursache für das
Risiko „Anschlusszug verpasst“.
Beim Risikomanagement lohnt es sich, zwischen Risiko und
Ursache für den Eintritt des Risikos zu unterscheiden. Solche
Ursache-Wirkungs-Ketten lassen sich sehr gut mit einem Fishbone-Diagramm (oder
Ishikawa-Diagramm) darstellen.
Daraus lassen sich Maßnahmen ableiten, die den
Eintritt des Risikos verhindern oder die Auswirkungen minimieren. Im Fall der
Bahnreise wird schnell klar, dass ein Bahnreisender keinen Einfluss auf die
Ursachen des Risikos „Anschlusszug verpasst“ hat und somit nur die Auswirkungen
vermindern kann: Eine frühere Zugverbindung nehmen, um auch bei verpasstem
Anschlusszug noch vor 22 Uhr am Ziel zu sein.
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